20.05.2021 - 1 Vorstellung der Streetworker

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Der Vorsitzende begrüßt die Streetworkerinnen Kim Lehnertz und Vanessa Waller und ihren Fachbereichsleiter Zelko Kovacevic und erteilt das Wort an Heike Wagner.

Heike Wagner berichtet, dass man mit den Streetworker*innen schon Kontakt gehabt habe und dass man sie in der Stadt brauche. Mit der Arbeit habe man im November vergangenen Jahres begonnen. Sie bittet die Streetworkerinnen und ihren FBL darum, sich vorzustellen und über ihre Arbeit zu berichten.

Zelko Kovacevic teilt mit, dass die Streetworker*innen seit dem ersten Oktober im Landkreis Merzig-Wadern tätig seien. Man sei mit zwei Personen gestartet, zwischenzeitlich bestehe das Team aus vier Personen, drei Kolleginnen und einem Kollegen. Seit dem ersten Oktober sei man im Landkreis Merzig-Wadern unterwegs, wobei der Schwerpunkt auf der Stadt Merzig liege. Hier sei der Bedarf am höchsten. Er denke, dass man sich als Angebot der Jugendhilfe etabliert habe mit Streetwork, allerdings gebe es Bereiche, die man mit ihrer Tätigkeit nicht auffange, wo man keine Mittel habe, diese Probleme zu lösen.

Kim Lehnertz und Vanessa Waller stellen sich als Streetworkerinnen für den Bereich der Kernstadt Merzig vor und berichten abwechselnd, dass sie viel zu Fuß unterwegs seien, überwiegend im Stadtpark, weil sich dort die meisten Jugendlichen aufhalten. Man gehe auf die Jugendlichen gezielt zu, spreche sie an und stelle die Tätigkeit der Streetworker*innen vor. Man biete Hilfe und Unterstützung an. Es sei ein niedrigschwelliges und flexibles Angebot, was jederzeit genutzt werden könne. Das sei der Bereich der aufsuchenden Arbeit. Ansonsten agiere man in den drei klassischen Methoden der sozialen Arbeit, insbesondere der Einzelfallhilfe. Hier konnten seit Beginn der Arbeit 7 Jugendliche in der Kernstadt Merzig akquiriert werden, mit denen man regelmäßig Kontakt habe (individuelle Beratung, Unterstützung). Man hoffe auch bald Gruppenangebote machen zu können, wenn die Pandemie es zulasse. Es gebe in Merzig viele Gruppen und man hoffe auf diese Weise, einen Zugang zu ihnen zu bekommen. Zwischenzeitlich seien sie bei vielen Jugendlichen bekannt. Die gemachten Erfahrungen seinen durchweg positiv. Im März habe Streetwork eine Umfrage gemacht, wie es den Jugendlichen in der Corona-Pandemie gehe, was deren Wünsche und Sorgen seien, was sie beschäftige und bewege. Darüber habe man viele Eindrücke gewonnen, was derzeit aktuell sei.

Der Vorsitzende bedankt sich für das erste Statement und eröffnet die Fragerunde. Er selbst informiert sich über das Alter der Zielgruppen.

Die Streetworkerinnen teilen mit, dass ihre Zielgruppe zwischen 14 und 27 Jahren liege. Das Kernalter ihrer Einzelfallhilfen und denen, die regelmäßig kommen, liege ungefähr zwischen 16 und 22 Jahren.

Ulrike Biermann, die selbst in der sozialen Arbeit tätig ist, fragt nach, ob man mit der derzeitigen Drogenproblematik in Merzig schon konfrontiert worden sei.

Die Streetworkerinnen berichten, dass sie schon Kontakte zu Jugendlichen, die verschiedene Suchtmittel konsumieren, gehabt haben. Man habe eine sehr gute Verbindung zu den beiden Suchtberaterinnen im Landkreis, die für Jugendliche von 14 bis 27 Jahren zuständig seien. Die Weitervermittlung funktioniere hier sehr gut.

Therese Schmitt bedankt sich, dass der Termin zustande gekommen sei. Ihr Anliegen sei gewesen, dass man die Streetworker nicht allein gelassen in der Stadt als soziales Pflaster herumlaufen lasse. Es sei wichtig, dass es eine nachhaltige Hilfe gebe und dass die Streetworker im Jugendhilfesystem vernetzt seien. Sie möchte wissen, ob neben Alter auch die Herkunft und das Geschlecht der Jugendlichen erhoben werde. Weiterhin interessiere sie, welche Themen/Probleme primär, neben der Suchtproblematik, noch für die Jugendlichen wichtig seien.

Zelko Kovacenic teilt mit, dass der Streetwork an den Allgemeinen Sozialen Dienst beim Jugendamt angegliedert sei, von daher gebe es kurze Wege für die weiterführenden Hilfen. Man habe sich bei den Bürgermeistern aller Gemeinden, bei der Drogenberatungsstelle, bei der Polizei und weitern Akteuren hier im Landkreis vorgestellt.

Die Streetworkerinnen berichten, dass innerhalb der Einzelfallhilfen Alter, Geschlecht und Herkunft erhoben werden, wenn es sich im Gespräch ergebe. Das sei aber nicht der Regelfall. Was erhoben werde, seien die Begegnungen, die man mit Jugendlichen verzeichne sowie das „in Kontakt treten“ mit ihnen. Probleme haben die Jugendlichen derzeit mit Schule, Ausbildung und Arbeitslosigkeit sowie mit fehlendem Wohnraum und Obdachlosigkeit. Man habe einen regen Kontakt zum Job-Center um dort mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen Anträge zu stellen.

Heike Wagner ergänzt, dass die Jugendhilfeeinrichtungen in Merzig sehr gut vernetzt seien. Auch die Zusammenarbeit der Streetworker*innen mit dem Jugendhaus laufe schon sehr gut.

Wolfgang Klose möchte wissen, zu welchen Tageszeiten die Kontaktaufnahmen mit den Jugendlichen stattfänden, auch in den verschiedenen Orten, und ob die Streetworker*innen mit ihrer Unterbringung in der Skatehalle zufrieden seien. Weiterhin interessieren ihn die Schulschwänzer, das Klientel von morgen.

Die Streetworkerinnen antworten, dass ihre Tätigkeit überwiegend nachmittags und abends stattfinde. Morgens seien die Jugendlichen eher selten anzutreffen. Die Arbeitszeit ginge durchaus bis 20 Uhr, im Sommer ginge das auch länger bis gegen 22 Uhr, gerade so, wie es die Situation erforderlich mache. Einmal in der Woche sei man vormittags unterwegs um Präsenz zu zeigen. Die Tätigkeit decke sechs Sozialräume ab, wobei der Fokus auf Merzig Kernstadt liege. Zwei bis dreimal pro Woche sei man auch in den anderen Sozialräumen präsent. Man fahre relativ große Touren im gesamten Gebiet, damit alles abgedeckt werde und die Präsenz auch stetig sei. Es sei wichtig, dass man von den Jugendlichen immer wieder gesehen werde, damit man auch wiedererkannt werde.

Die Unterbringung in der Skatehalle sei etwas schwierig (Lautstärke → Spannungsverhältnis). Als Jugendlicher müsse man sich outen und durch das Kassensystem, um das Büro der Streetworker*innen aufzusuchen. Hier sei die Anonymität nicht mehr gewahrt. Es gebe derzeit ein paar Schwierigkeiten.

Alexander Boos ist erfreut, dass alles schon so gut läuft. Durch die Pandemie sei der Einstieg optimal, da man so schneller Fuß fassen könne. Die Sache mit dem Kassensystem finde er problematisch und man müsse sehen, ob es hierfür nicht eine andere Lösung gebe.

Therese Schmitt interessiert sich für das Thema Obdachlosigkeit. Sie möchte wissen, ob es sich hierbei nur um Einzelfälle handele oder ob es zu einem größeren Problem werde.

Die Streetworkerinnen berichten, dass sich dieses Thema verschärft habe. Es gehe weniger um Obdachlosigkeit als um Wohnungslosigkeit. Viele der jungen Erwachsenen (über 18) seien noch irgendwo gemeldet, halten sich tatsächlich aber in Merzig auf und schlafen draußen an irgendwelchen abgelegenen Plätzen, oder auf der Couch bei irgendwelchen Kumpels. Insgesamt habe man zehn Einzelfallhilfen akquirieren können, fünf davon seien wohnungslos. Nach dem, was dieser Personenkreis berichte, seien auch viele Freunde und Bekannte von ihnen wohnungslos. Die Situation werde sich mich Sicherheit in der kalten Jahreszeit noch verschärfen.

Hermann Friedrich teilt mit, das dieses Thema bereits bei einem Termin in der Vorwoche mit den Streetworker*innen und Herrn Kovacevic angesprochen wurde. Man habe es aufgenommen und werde sich Gedanken machen und im Ausschuss oder in der AG wieder besprechen. Es sei erst seit letzter Woche bekannt.

Giuseppe D’Auria möchte wissen ob die Streetworker*innen schon einmal Gewalt oder Aggressivität seitens der Jugendlichen erfahren mussten, die sich im Bereich Stadthalle oder im Stadtpark aufhalten.

Die Streetworkerinnen antworten darauf mit einem klaren „NEIN“.

Der Vorsitzende erkundigt sich nach Schutzmechanismen, sollte doch Gewalt oder Gewaltbereitschaft aufkommen.

Die Streetworkerinnen berichten, dass sie grundsätzlich immer zu zweit unterwegs seien. Bei Situationen, wo man sich nicht ganz sicher sei, berate man zuerst einmal. Es werde abgeschätzt, ob man eine Gruppe anspreche, oder sie nur von einem entfernteren Ort beobachte.

Giuseppe D’Auria teilt mit, man habe ihm berichtet, dass sich in letzter Zeit gegen Abend mehrere Leute mit Autos neben der Stadthalle treffen und Alkohol konsumieren. Er wolle wissen, welche Leute das sind und ob die Streetworker*innen hier schon Kontakt hatten.

Die Streetworkerinnen teilen mit, dass man noch keinen Kontakt zu diesen Gruppen gehabt habe.

Alexander Boos berichtet, dass er schon ein paar Mal Kontakt dort aufgenommen habe. Größtenteils seien es Jugendliche von 17 bis ca. 27 Jahren. Sie träfen sich dort, weil die Corona-Pandemie keine anderen Möglichkeiten zulasse. Ordnungsamt und Polizei haben dort schon mehrfach Kontrollen gemacht. Durch korrektes Verhalten beim Eintreffen der Polizei, könne man dort nichts machen. Bis jetzt sei es zu keinerlei großen Schwierigkeiten gekommen.

Wolfgang Klose interessieren die Pläne der Streetworker*innen nach der Corona-Pandemie, wenn es mit der Arbeit richtig losgehe, d. h. wenn die Problematik von früher wieder hochkoche. Weiterhin wolle er wissen, welche Fahrzeuge die Streetworker*innen nutzen, wenn sie sich außerhalb von Merzig bewegen.

Die Streetworkerinnen erzählen, dass sie Zugriff auf die Dienstwägen vom Jugendamt haben. Wegen der unterschiedlichen Arbeitszeiten sei dies unproblematisch. Diese Fahrzeuge seien nicht als Fahrzeuge der Streetworker zu erkennen.

Im Sommer habe man für die einzelnen Sozialräume, in Absprache mit den Gemeinden, geplant, Infostände aufzustellen. Das werde man über Instagram und über die Amtsblätter der Gemeinden bewerben. Man werde ein offenes Angebot machen, dass nicht nur die Jugendlichen sich informieren können, sondern auch interessierte Bürgerinnen und Bürger. Man wolle sich bekannter machen und mit den Menschen ins Gespräch kommen. Es seien Sachen geplant, die den Nerv der Jugendlichen treffen sollen. Im Team habe man kreative Mitarbeiter.

Elina Santo fragt nach, wie es mit der Arbeitsbelastung aussehe.

Die Streetworkerinnen berichten, dass es von der Arbeitsbelastung aktuell noch in Ordnung sei. Alle seien ausgelastet, jeder habe seine Einzelfälle. Es bleibe noch Zeit in den Sozialräumen präsent zu sein. Wie es später aussehen werde, müsse man sehen. In den Sozialräumen, wo ein hoher Arbeitsaufwand erwartet werde, seien die Streetworker mit den entsprechenden Stellenumfängen eingesetzt.

Heinz Temmes zeigt sich erfreut über die bisherigen positiven Ergebnisse. Er wolle wissen, wie lange es beabsichtigt sei, bei den Einzelfällen eine Betreuung vorzunehmen und was von Seiten der Streetworker veranlasst werde, damit die Betroffenen in eine weitere Betreuung kommen.

Die Streetworkerinnen teilen mit, dass man das so genau noch nicht sagen könne. Man arbeite ohne Druck und Zwang, mit einem niedrigschwelligen Angebot. Das mache die Motivation seitens der Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus, dass sie regelmäßig kämen. Es sei schwer zu sagen inwieweit eine Einzelfallhilfe einen bestimmten Zeitraum erreiche oder auch überschreite. Es komme auf die individuelle Problemlage an und wie mitwirkungsbereit die Jugendlichen seien.

Giuseppe D’Auria möchte wissen ob es im Bereich der Jugendlichen/Jugendgruppen eine Fluktuation gebe.

Die Streetworkerinnen geben an, dass man das nicht genau sagen könne. Die Gruppen seien dynamisch und immer in Bewegung. Man erkenne natürlich bestimmte Strukturen aber von einem Kommen und Gehen innerhalb dieser Gruppen könne man weniger reden. Aufgrund der Pandemie habe man die Erfahrung gemacht, dass sie sich nicht mehr an festen Orten aufhalten. Etwa alle zehn Minuten werde der Standort gewechselt.

Therese Schmitt lobt, dass Streetwork sehr gut angelaufen sei, unter diesen schwierigen Bedingungen. Sie wünsche den Streetworker*innen viel Kraft, das weiter durchzuhalten. Es scheine sich zu lohnen und sie finde, zehn Einzelfallhilfen in der relativ kurzen Zeit, unter diesen Bedingungen, schon viel.

Die Streetworkerinnen berichten, dass man ein hervorragendes Team sei, das sich sehr gut ergänze und dass die Arbeit großen Spaß mache.

Der Vorsitzende bedankt sich bei den beiden Streetworkerinnen für den hervorragenden Beitrag.

 

 

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Anlagen zur Vorlage